Bereits seit 2021 besteht eine Partnerschaft zwischen WILDPLASTIC® und OTTO. Gemeinsam haben wir eine Versandtasche bestehend aus 80 % wildem Plastik entwickelt und produziert. Heute nutzt das E-Commerce-Unternehmen ausschließlich diese WILDPLASTIC®-Versandtaschen. OTTO war es von Anfang an wichtig, Entscheidungen in Bezug auf neue Materialien auf Basis wissenschaftlicher Daten zu treffen. Dafür haben sie 2019 eine erste Verpackungsstudie durchgeführt, auf die 2024 nochmal aktualisiert wurde. Wir haben mit Karla Jabben, Sustainability Managerin Packaging bei OTTO gesprochen und sie gefragt, welche Ergebnisse die neue Studie geliefert hat und wie WILDPLASTIC® darin abschneidet.
Die Verpackungsstudie 2024 ist die zweite Verpackungsstudie, die von OTTO durchgeführt wurde. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Dieses Jahr haben wir unsere Verpackungsstudie aus 2019 nochmal aktualisieren lassen, da wir zum einen aktuelle Daten haben wollten und zum anderen neue innovative Materialien dazugekommen sind, die wir 2019 noch nicht eingesetzt haben. Dabei ist das Ziel der Studie, unsere bestehenden Verpackungen/Materialien auf der Produktebene hinsichtlich ihrer ökologischen „Performance“ zu bewerten, um daraus strategische Ableitungen treffen zu können.
Welche Art von Daten ist für euch für die Entscheidungsfindung im Rahmen der OTTO Verpackungsstrategie von besonderer Bedeutung?
Die Gesamtbetrachtung. Uns war wichtig, alle Aspekte zu berücksichtigen in der Bewertung (Produktion, End-of-Life und auch das Feedback unserer Kund*innen).
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Die Studie wurde von Systain Consulting GmbH durchgeführt mit einer semi-qualitativen Methodik. Sowohl 2019 als auch 2024 wurden Studien zu Materialien (Papier, Kunststoff) miteinander verglichen und Experteninterviews geführt. Aus den Studien wurde dann ein Mittelwert gezogen.
Welche unterschiedlichen Verpackungslösungen wurden miteinander verglichen und unter welchen Parametern?
Verglichen wurden verschiedene Papier und Kunststoffe. Neben Frischfaser und Virgin Material, wurden verschiedene Recycling-Anteiligkeiten (70%, 80%, 100%) miteinander verglichen. Innovative Materialien, wie Wildplastic PE, traceless und Paludipapier sind ebenfalls betrachtet worden.
Parameter der Betrachtung waren Kriterien aus der Produktion (THG Emissionen, Wasserverbrauch- und nutzung, Schadstoffemissionen, Wirkung auf die Biodiversität und Ressourcen und Abfall) und aus dem End-of-Life Szenario (Recyclingfähigkeit im techn. Oder biolog. Kreislauf).
Einen Hinweis auf Menschenrechtliche Risiken oder ein Entwaldungsrisiko wurde vermerkt, aber nicht weiter analysiert.
Was sind eure drei größten Learnings aus der neuen Studie in Bezug auf Verpackungslösungen?
- Recyceltes Papier und recyceltes PE schneiden ähnlich ab. Beide Materialien haben ihre Vor- & Nachteile. Papier ist in Bezug auf die Entsorgung als besser zu bewerten, in der Herstellung und in den technischen Anforderungen teilweise etwas schlechter. Recyceltes PE dagegen schneidet in der Entsorgung (gerade in Bezug auf Mirkoplastikemissionen und Vermüllung) schlechter ab, dafür erfüllt es die technischen Anforderungen an eine Versandtüte besser.
- Da jedes Material Vor- und Nachteile hat, können wir nicht nur auf einen Weg setzen, sondern betrachten jede Verpackung einzeln, um für diese Anwendung die nachhaltigere Lösung zu finden.
- WILDPLASTIC® ist eine gute Alternative zu herkömmlichen recycelten PE, gerade in Bezug auf das Sammeln des Kunststoffs aus der Umwelt und dem damit verbundenen Schutz der Biodiversität.
Haben sich die Annahmen und Daten, die euch bereits vorher zugänglich waren, durch die Studie bestätigen oder widerlegen lassen und inwiefern?
Bestätigt. Gerade das relativ gleiche Abschneiden in der Gesamtbetrachtung von Papier und Kunststoff. Das bestätigt unser Vorgehen, dass wir auf verschiedene Lösungen setzen, je nach Anwendungsfall und man nicht sagen kann, dass Papier per sé besser ist als Kunststoff.
Haben die Ergebnisse der Studie auch zu Überraschungen geführt?
Keine direkten Überraschungen. Wir fühlen uns in unserer strategischen Ausrichtung eher bestätigt.
Wie hat WILDPLASTIC® in der Studie performt?
Im Vergleich zu Virgin Kunststoffen schneidet WILDPLASTIC® deutlich besser ab. Im Vergleich zu herkömmlichen recycelten PE ungefähr gleich. Aber hervorzuheben ist hier das deutlich bessere Abschneiden in Bezug auf die Wirkung auf die Biodiversität. Die Umwelt wird von weggeworfenem Kunststoff befreit. Und auch die geringeren THG Emissionen bei der Produktion fallen hier positiv ins Gewicht.
Im Vergleich zu Papier (Recylcingpapier) schneidet WILDPLASTIC® ebenfalls positiv ab. Z.B. sind der Wasserverbrauch und die Schadstoffemissionen geringer als bei Papier. Dafür schneidet Papier besser im End-of-Life ab – bedeutet eine bessere Recyclingfähigkeit.
Seid ihr zufrieden mit dem Abschneiden von WILDPLASTIC® in der Studie?
Ja, sind wir. WILDPLASTIC® ist eine sehr gute Alternative zu konventionellem recyceltem PE, insbesondere hinsichtlich der Nutzung von PE aus der Umwelt und der Zahlung von fairen Löhnen in den Sammelländern und des Aufbaus von Recyclingstrukturen vor Ort.
Was sind die Entwicklungspotenziale, die ihr für WILDPLASTIC® seht?
Es bestehen erhöhte Menschenrechtsrisiken, welche durch langfristige Lieferantenbeziehungen, das verstärkte Durchführen von Audits und das Ausbauen von Partnerschaften mit Organisationen angegangen werden sollten.
Darüber hinaus besteht noch viel Entwicklungspotential im Sammeln von anderen Kunststoff Fraktionen, um noch viele weitere Produkte aus WILDPLASTIC® zu entwickeln.
Welche globale Entwicklung im Verpackungssektor braucht es in den kommenden Jahren?
Gemeinsames Verständnis, dass jedes Material seine Vor- und Nachteile hat und nicht ein Material per sé gut oder schlecht ist. Wir brauchen klare gesetzliche Regulatorik, welche innovative Materialien fördert. Wir brauchen funktionierende Recyclingsysteme, um Kreisläufe wirklich schließen zu können. Gerade global.
Mehr Informationen zur Kooperation von OTTO und WILDPLASTIC® gibt es in unserer Case Study oder auf der Website von OTTO.
Danke an Karla Jabben für das Interview und an OTTO für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.
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